01.02.2012 Mist zu Geld (taz-nord)
Das Gülle-Märchen
Kleine Biogasanlagen sollen lukrativer werden. Sie laufen fast nur mit Kuhdung und Jauche und könnten den Mais-Boom bremsen. In Linne steht heute schon so eine Anlage. Der Betreiber macht Mist zu
Geld. von Gunhild Seyfert
Auf einem Hof im kleinen Dorf Linne, etwa 15 Kilometer östlich von Osnabrück geben die Kühe Landwirt Dirk Westrup täglich nicht nur tausende Liter Milch, sondern auch Gülle und kräftigen Mist -
den Rohstoff für Westrups Biogasanlage.
Rund um die Uhr läuft in der Anlage auf dem Hof ein Motor mit 190 Kilowatt, der Biogas verbrennt und so Wärme und Strom produziert - im Jahr 1,65 Millionen Kilowattstunden. Das entspricht der
Menge, die 400 Vier-Personen-Haushalte durchschnittlich verbrauchen. 22 Cent pro Kilowattstunde garantiert auf 20 Jahre bekommt der Hof, den Westrup zusammen mit seinem Bruder und einem weiteren
Landwirt betreibt.
Der Hof von Westrup ist mit 520 Milchkühen und zahlreichen weiteren Rindern ungewöhnlich groß und kann deshalb eine solche Anlage seit knapp drei Jahren rentabel betreiben. Aber jetzt
wird dieses Biogas-Modell auch für mittlere und kleinere bäuerliche Betriebe interessant: Seit Beginn dieses Jahres gilt eine veränderte Fassung des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG),
das auch kleine Gülle-Biogasanlagen für Landwirte attraktiv macht.[...]